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Der "Großer Bruder" oder "die Freunde" - so wurden die Menschen der Sowjetunion in der DDR oft genannt. Von den Parteifunktionären vollkommen ernsthaft, in der Bevölkerung eher ironisch. Denn im Alltag war die Freundschaft eher ein Zwang: schulisch erwünschte Brieffreundschaften, angeordnete Kultur-Treffen und auch die Wirtschaftsbeziehungen liefen alles andere als auf Augenhöhe.
Doch inzwischen hat sich der Blick auf den einstigen großen Bruder im Osten gewandelt. Russland fasziniert durch Stärke und Opposition gegen die Weltmacht USA. Russland - in seiner widerspenstigen Rauheit - wird manches nachgesehen. Und auch die erhaltenen oder wiederbelebten Wirtschaftsbeziehungen nach Osten spielen in unserem Alltag inzwischen wieder eine Rolle. Das Verhältnis der Ostdeutschen zum einstigen Waffenbruder wirkt inniger denn je. Es scheint, dass der "Homo socialisticus" in einer Welt ohne Eisernen Vorhang das schafft, was zuvor nur von bei offiziellen Versammlungen und im DDR-Fernsehen behauptet wurde: eine späte Bruderliebe.